Tschechien ist seit Jahrzehnten die europäische Hochburg in Sachen RC Rallysport. Was mit kabelferngesteuerten Autos begonnen hat, wurde mit aktueller Technik zur Perfektion gebracht. Großartiges technisches Verständnis, Improvisationskunst und die Liebe zu ferngesteuerten Autos machen die Tschechen zu den „Finnen der RC Rally“ in Mitteleuropa. Hermann Garstenauer und ich haben uns das vor Ort angeschaut und bei der Trotina RC Rally 2019 – einem Lauf im Zuge des Safari Cup – mitgemacht. Veranstaltet wurde die Rally von RC iautodíly motorsport.
In Österreich etabliert sich ganz langsam, über mehrere Vereine und Initiativen hinweg, das RC Rallycrossen. Das kann, wie das Buggy- oder Glattbahnfahren, von einem Fahrerstand aus betrieben werden. In Tschechien verfolgt man seit vielen Jahren einen gänzlich anderen Ansatz: hier wird RC Rally gefahren, und hier läuft man hinter dem Auto Strecken zwischen 400 und 800 Meter pro Sonderprüfung hinterher.
Wie läuft so eine Rally im Detail ab?
Wie im Original: Anmeldung, technische Abnahme, Auto in den Parc fermé. Es gibt eine Fahrerliste, und in regelmäßigen Abständen (bei der Trotina alle 30 Sekunden) wird immer vom gleichen Punkt aus zu den einzelnen Sonderprüfungen (meist 8 bis 10) gestartet. Wer nicht rechtzeitig antritt, kassiert ein DNS („Did not start“).
Die Strecke ist mit vielen Kurven so ausgelegt, dass man dem Auto nicht hinterher hetzen muss – es ist mit einem leichten Crosslauf oder Jogging vergleichbar! Hier steckt sehr viel Know-How in der Streckenführung. Die Allerbesten waren hier zwar fast doppelt so schnell wie Hermann und ich unterwegs, aber wir sind auch nicht konditioniert, gleichzeitig zu fahren und zu laufen.
Faszinierend ist, dass hier alle, von Groß bis Klein, Jungs wie Mädels, vom Rallyfieber gepackt sind!
Selbstverständlich gibt’s auch richtige Rallyteams; der Zusammenhalt ist aber beinahe familiär. Bei technischen Problemen hilft man sich weiter, Hermann wurde etlichen Elektronikproblemen sogar ein Ersatzauto angeboten!!
Bei der Trotina RC Rally wurde auf einer präparierten Wiese gefahren. Die Zeitnehmung erfolgt im Ziel, und zwar optisch. Im Background wird manuell in die Rennsoftware eingegriffen, wenn jemand überholt wurde oder ausgeschieden ist. Oder wenn man eine Penalty kassiert, so wie ich – denn ich habe beim ersten Start gleich einmal die Zeitnehmung touchiert …
Ausgewertet wird dann in vielen verschiedenen Klassen, 2WD / 4WD, Elite, Junior, Damen, Veteranen, usw. Es gibt viele kleine Sponsorpreise, und sogar wir wurden (als Gastgeschenk mit einer Flasche Frizzante, Aufklebern, etc.) beschenkt!
In der Rangliste standen wir unter „ferner liefen“: Hermann wurde wegen seiner Troubles 30., und ich 26. von 31 Teilnehmern; es war aber von Anfang an klar, dass wir hier nur „just for fun“ mitfahren und haben uns Null Chancen ausgerechnet.
Der Spaß stand absolut im Vordergrund!
Welche Autos werden gefahren und wie sind die aufgebaut?
Das Feld bestand praktisch nur aus Tamiya XV-01- und XRay-T4-Modellen. Sämtliche Chassis-Komponenten sind aber völlig individuell aufgebaut, wie man hier am Beispiel eines FWD-XRays sehen kann: die Baseplate ist massiv, das Auto hat gut 1800 Gramm und ist staubdicht! Gefahren wird ein Droop-Setup mit extrem hohen Ausfederwegen, die Reifen sind eine tschechische Eigenentwicklung (weicher Gummi mit harten Einlagen) und werden beschnitten. Sie sind am ehesten mit Tamiya Rallyblockreifen vergleichbar. Die Karosserien sind beispielsweise von MonTech und anderen Kleinserienherstellern, besonders hervorgestochen sind ein paar alte Škodas.
... und dann gibt es noch die permanente Strecke in Dvůr Králové
Als wäre es mit den Eindrücken noch nicht genug gewesen, wurden wir tags darauf nach Dvůr Králové eingeladen. Am Ende einer Siedlung, idyllisch zwischen einer Kuhweide und den Häusern liegt ein wahres Rally-Paradies!
Hermann und mir blieb der Mund offen stehen – das Panoramafoto und der Google Maps-Screenshot demonstrieren glaube ich ganz gut, was hier geschaffen wurde: selektive Strecken in der Größe von einem Fußballplatz! Es gibt eine Steilwandkurve, felsigen Untergrund, Schotter, Asphalt, Sprunghügel, Brücken, Wasserdurchfahrten – und einen Hillclimb!!
Ich hoffe, dieses Video von der dortigen 2018er-RC Rally kann einen kleinen Überblick geben. Wir waren jedenfalls restlos begeistert!
Wobei – und das ist auch das Fazit unseres Tschechien-Ausflugs: RC Rally muss nicht aufwändig sein! Es gibt auch Asphalt-Rallys auf Parkplätzen, teilweise wird auch Indoor in Turnhallen gefahren, … die Möglichkeiten scheinen endlos, und das Streckenmaterial ist selbst gebastelt und günstig (oder sogar gratis).
Es wäre schön, wenn dieser kleine Bericht ein Ansporn sein könnte! Wir von den Scalin' Basterds werden das sicher im kleinen Rahmen testen. Sollte sich – wie beim RC Rallycrossen – eine kleine, aber feine Szene entwickeln, werden wir das weiter im Auge behalten. Auf jeden Fall wird dies nicht unser letzter Besuch in Tschechien gewesen sein, und ich kann euch nur empfehlen, probiert es selber aus – es macht gewaltig viel Spaß!
📬 Ähnliche Beiträge
Mein Blogbeitrag hat Dir gefallen? Folge mir auf Facebook für noch mehr Modellbau und nützliche Tipps! Gerne kannst du mir auch deine Frage oder dein Feedback in den Kommentaren hinterlassen.
Autor(en)
Kommentar schreiben
Hermann (Montag, 09 September 2019 21:37)
Also Leute ich kann euch nur sagen es hat sich gelohnt der Tripp nach Tschechien ich bin um vieles an Erfahrungen reicher geworden mit den was ich vorher nicht konvrontiert war. Nehmt euch einfach die Zeit und fährt mit uns mit wen wir nächstes Jahr wieder zu den Tschechen fahren es ist einfach eine Geile Sache. Unterstützt un s einfach bei der Arbeit wir wollen das selbe in Österreich aufbauen Bitte ihr werdet sehen es macht mächtig viel Spaß und auserdem noch Kostengünstig das ganze. Lg. Hermann